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Warum Unternehmen zahlungsunfähig werden, obwohl sie profitabel sind.

Warum Unternehmen zahlungsunfähig werden, obwohl sie profitabel sind.

Warum Unternehmen zahlungsunfähig werden, obwohl sie profitabel sind.

 

Kurzfassung (TL;DR)

  • Profitabilität und Zahlungsfähigkeit sind grundverschiedene Konzepte

  • Zahlungsunfähigkeit entsteht durch Liquiditätsengpässe, nicht durch Verluste

  • Wachstum, Investitionen und Working Capital sind häufige Ursachen

  • Die GuV allein reicht nicht zur Unternehmenssteuerung

  • Integrierte Planung ist der Schlüssel zur Vermeidung solcher Risiken


 

Einleitung: Das scheinbare Paradox

In der Praxis kommt es immer wieder vor, dass Unternehmen:

  • steigende Umsätze erzielen

  • positive Ergebnisse ausweisen

  • dennoch in ernsthafte Liquiditätsprobleme geraten

Für Außenstehende wirkt das widersprüchlich. Für erfahrene Controller ist es ein klassisches Muster.

Denn:

Profitabilität schützt nicht vor Zahlungsunfähigkeit.


 

Zahlungsunfähigkeit: eine präzise Einordnung

 

Zahlungsunfähigkeit bedeutet:

Ein Unternehmen ist nicht mehr in der Lage, seine fälligen Zahlungsverpflichtungen fristgerecht zu erfüllen.

Entscheidend ist:

  • der Zeitpunkt der Zahlung

  • nicht das ausgewiesene Ergebnis

Die Insolvenzordnung knüpft damit nicht an den Gewinn, sondern an die Liquidität an.


 

Gewinn vs. Liquidität: die zentrale Ursache des Problems

 

Gewinn ist eine periodisierte Größe

  • basiert auf Erträgen und Aufwendungen

  • folgt dem Prinzip der Periodenabgrenzung

  • enthält zahlreiche nicht zahlungswirksame Effekte

Liquidität ist eine Bestandsgröße

  • basiert ausschließlich auf Ein- und Auszahlungen

  • entscheidet über Zahlungsfähigkeit

  • ist zeitpunktbezogen

➡️ Ein Unternehmen kann Gewinn ausweisen, ohne Geld zu erhalten.

 

Dieser Blogbeitrag widmet sich speziell den Unterschieden zwischen Gewinn, Cashflow und Liquidität: Zum Beitrag.


Die häufigsten Ursachen für Zahlungsunfähigkeit trotz Profitabilität

 

1. Wachstum mit hohem Working-Capital-Bedarf

Starkes Wachstum gilt als Erfolg – ist aber liquiditätsintensiv.

Typische Effekte:

  • steigende Forderungen aus Lieferungen und Leistungen

  • höhere Lagerbestände

  • Vorfinanzierung von Personal und Material

Das operative Ergebnis verbessert sich, während:

  • gebundenes Kapital steigt

  • freie Liquidität sinkt

➡️ Wachstum wird zum Liquiditätsrisiko.

 

Dieser Effekt wird auf diesem Schaubild visualisiert (aus einem Companyon-Webinar zum Thema Liquiditätsplanung):

Companyon Controlling Software_Cashflow - Liquidität

 


2. Lange Zahlungsziele und Forderungslaufzeiten

Viele profitable Unternehmen haben:

  • hohe Außenstände

  • lange Zahlungsziele bei Kunden

Die GuV zeigt Umsatz und Gewinn.
Die Bankkonten bleiben leer.

Besonders kritisch:

  • wenige große Kunden

  • verspätete Zahlungen

  • fehlendes Forderungsmanagement


 

3. Investitionen ohne integrierte Planung

Investitionen wirken:

  • positiv auf die Zukunftsfähigkeit

  • negativ auf die kurzfristige Liquidität

Typische Fehler:

  • Investitionen werden über Gewinn begründet

  • Liquiditäts- und Bilanzwirkungen werden unterschätzt

  • Tilgungspläne werden nicht berücksichtigt

Abschreibungen entlasten die GuV – die Auszahlung erfolgt aber sofort.

 

Diese Webseite befasst sich mit der auch für KMU einfachen integrierten Planung, die alle Elemente von der Budget- und Personalplanung, aber auch die Investitions-/Finanzierungsplanung und sogar die Cashflow-Planung beinhaltet. Das Ergebnis ist eine automatische Liquiditätsprognose, in der mögliche Engpässe sehr deutlich werden würden: https://www.companyon.de/planung_einleitung


 

4. Tilgungen und Kapitaldienste

 

Kredittilgungen:

  • sind nicht GuV-wirksam

  • belasten aber direkt die Liquidität

Ein Unternehmen kann:

  • hohe Gewinne ausweisen

  • gleichzeitig hohe Tilgungen leisten müssen

Ohne ausreichenden Cashflow entsteht ein Engpass.


 

5. Ausschüttungen und Entnahmen

In inhabergeführten Unternehmen besonders relevant:

  • Gewinnausschüttungen

  • private Entnahmen

Der steuerliche Gewinn sagt nichts darüber aus,
ob diese Mittel liquiditätsseitig verfügbar sind.


 

6. Fehlende Liquiditätssteuerung

In vielen Unternehmen gilt:

  • GuV-Reports sind etabliert

  • Liquiditätsplanung ist rudimentär oder fehlt

Typische Symptome:

  • Liquidität wird „aus dem Bauch heraus“ eingeschätzt

  • Engpässe werden zu spät erkannt

  • Maßnahmen erfolgen reaktiv statt vorausschauend


 

Warum klassische Steuerungslogik hier versagt

Viele Unternehmen steuern primär über:

  • Umsatz

  • Ergebnis

  • Kostenbudgets

Das Problem:

Diese Größen erklären nicht, ob Zahlungen geleistet werden können.

Ohne:

  • Cashflow-Betrachtung

  • Liquiditätsforecast

  • integrierte Planung

bleiben entscheidende Risiken unsichtbar.


 

Die Rolle der integrierten Unternehmensplanung

Integrierte Planung verbindet:

  • GuV

  • Liquidität

  • Bilanz

Sie macht sichtbar:

  • wann Gewinne zu Liquidität werden

  • wo Kapital gebunden wird

  • wie sich Entscheidungen zeitlich auswirken

Beispiel:

  • Umsatzwachstum
    → steigende Forderungen
    → steigender Liquiditätsbedarf
    → Finanzierung notwendig

Ohne Integration bleibt diese Kette unsichtbar.

 

Hier ein spezieller Blogbeitrag zur integrierten Unternehmensplanung.


 

Frühwarnsignale für drohende Zahlungsunfähigkeit

Ambitionierte Unternehmen sollten besonders auf folgende Signale achten:

  • steigende Forderungslaufzeiten

  • sinkender operativer Cashflow trotz Gewinn

  • zunehmende Kreditlinienauslastung

  • wachsender Finanzierungsbedarf

  • fehlende Liquiditätspuffer

Diese Signale treten lange vor der Krise auf.


 

Was Unternehmen konkret tun können

1. Liquidität regelmäßig planen

  • rollierend

  • realistisch

  • zahlungsstrombasiert

2. Cashflow aktiv steuern

  • operativer Cashflow als zentrale Kennzahl

  • Investitionen und Wachstum cashflow-bewerten

3. Integriert denken

  • jede Entscheidung auf GuV, Liquidität und Bilanz prüfen

4. Transparenz schaffen

  • nicht mehr Zahlen, sondern bessere

  • Fokus auf Zusammenhänge


 

Merksätze

  • Gewinn ist kein Indikator für Zahlungsfähigkeit

  • Wachstum ist ohne Liquiditätssteuerung gefährlich

  • Cashflow ist wichtiger als Ergebnis

  • Integrierte Planung ist kein Luxus, sondern Risikomanagement


 

Fazit

Unternehmen werden nicht zahlungsunfähig, weil sie unprofitabel sind,
sondern weil Liquidität falsch eingeschätzt oder nicht gesteuert wird.

Profitabilität ist notwendig –
Liquidität ist überlebenswichtig.

Unternehmen, die beide Dimensionen integrieren,
reduzieren Risiken und gewinnen echte Steuerungsfähigkeit.


 

Häufige Fragen (FAQ)

Kann ein dauerhaft profitables Unternehmen insolvent werden?
Ja. Wenn Liquidität fehlt oder Zahlungsströme zeitlich auseinanderfallen.

Welche Kennzahl ist wichtiger: Gewinn oder Cashflow?
Beide sind wichtig – für die Zahlungsfähigkeit ist Cashflow entscheidender.

Wie lässt sich das Risiko minimieren?
Durch integrierte Planung, regelmäßige Liquiditätsforecasts und aktive Steuerung.

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