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Was ist die Liquiditätsplanung? Einfach erklärt für Unternehmer

Geschrieben von Claas Eimer | 29.12.2026

Was ist die Liquiditätsplanung? Einfach erklärt für Unternehmen

Kurzfassung (TL, DR)

  • Eine Liquiditätsplanung zeigt, ob ein Unternehmen jederzeit zahlungsfähig bleibt

  • Sie betrachtet tatsächliche Ein- und Auszahlungen, nicht Gewinne

  • Ziel ist es, Liquiditätsengpässe frühzeitig zu erkennen

  • Auch profitable Unternehmen benötigen eine Liquiditätsplanung

  • Sie ist ein zentrales Instrument der Unternehmenssteuerung

Definition: Was ist eine Liquiditätsplanung?

Die Liquiditätsplanung ist die systematische Planung und Überwachung aller zukünftigen Ein- und Auszahlungen eines Unternehmens über einen bestimmten Zeitraum.

Das Ziel der Liquiditätsplanung ist es sicherzustellen, dass:

  • alle Zahlungsverpflichtungen fristgerecht erfüllt werden können

  • zu jedem Zeitpunkt ausreichend liquide Mittel zur Verfügung stehen

Kurz gesagt:

Die Liquiditätsplanung beantwortet die Frage, ob ein Unternehmen zahlungsfähig bleibt – heute, morgen und in den kommenden Monaten.

Warum ist die Liquiditätsplanung so wichtig?

Die Liquidität entscheidet über das Überleben eines Unternehmens.
Nicht der Gewinn, nicht der Umsatz – sondern die Fähigkeit, Rechnungen zu bezahlen.

Der Gesetzgeber schreibt außerdem eine Liquiditätsplanung vor. Diese auch zu realisieren ist wichtig für die mögliche persönliche Haftung im Falle einer Insolvenz. Hierzu gibt es einen eigenen Artikel: https://www.companyon.de/blog/starug_kmu_liquiditaetsplanung

In der Praxis scheitern viele Unternehmen nicht an mangelnder Rentabilität, sondern an fehlender Liquidität.

Typische Risiken ohne Liquiditätsplanung

  • verspätete Zahlungseingänge

  • offene Forderungen, für die gar keine Rechnungen gestellt wurden

  • unerwartete Ausgaben

  • Investitionen ohne ausreichende Mittel (zur Planung von Investitionen: https://www.companyon.de/bilanzplanung)

  • starkes Wachstum mit hohem Kapitalbedarf


➡️ Ohne Planung werden Engpässe oft erst erkannt, wenn es zu spät ist.

Liquiditätsplanung vs. Gewinnplanung

Ein häufiges Missverständnis:
Wer Gewinne plant, plant automatisch auch Liquidität.

Das ist falsch.

Der Unterschied

  • Gewinnplanung basiert auf Erträgen und Aufwendungen (GuV)

  • Liquiditätsplanung basiert ausschließlich auf Zahlungsströmen

Beispiel:

  • Rechnung wird geschrieben → Gewinn entsteht

  • Kunde zahlt erst später → Liquidität fehlt

➡️ Gewinn ≠ Geld

Was gehört in eine Liquiditätsplanung?

Eine Liquiditätsplanung enthält alle zahlungwirksamen Vorgänge, zum Beispiel:

Einzahlungen

  • Kundenzahlungen

  • Fördermittel

  • Kreditauszahlungen

  • Zuschüsse

Auszahlungen

  • Löhne und Gehälter

  • Miete und Leasing

  • Lieferantenrechnungen

  • Steuern und Abgaben

  • Kreditrückzahlungen

  • Investitionen

Wichtig:
Nicht relevant sind buchhalterische Größen ohne Zahlungswirkung, wie Abschreibungen.

 

Hier ein Schaubild (aus dem Companyon Webinar zur Budget- und Liquiditätsplanung), das den Effekt veranschaulicht: Trotz des hohen Projektgewinnes von 150.000 Euro gerät das Unternehmen aufgrund der notwendigen Vorfinanzierung und den Zahlungszielen für zwei Monate in eine negative Liquidität.

 

Welche Zeiträume werden geplant?

Eine Liquiditätsplanung ist häufig mehrstufig:

Kurzfristig

  • täglich oder wöchentlich

  • Fokus: operative Zahlungsfähigkeit

  • Meist nur notwendig, wenn das Unternehmen an der Schwelle zur Insolvenz steht

Mittelfristig

  • 3 bis 12 Monate

  • Fokus: Steuerung, Investitionen, Wachstum

Langfristig

Je unsicherer das Umfeld, desto wichtiger ist eine rollierende Planung.

Wie funktioniert die Liquiditätsplanung in der Praxis?

Eine einfache Liquiditätsplanung folgt meist diesem Prinzip:

  1. Startbestand an liquiden Mitteln

    • geplante Einzahlungen

  2. – geplante Auszahlungen

  3. = Liquiditätsbestand je Zeitraum

Dieser Bestand zeigt, ob und wann:

  • Engpässe entstehen

  • Überschüsse verfügbar sind

Beispiel für eine Liquiditätsplanung

Ein Unternehmen startet den Monat mit 50.000 € Kontostand.

  • Einzahlungen: 80.000 €

  • Auszahlungen: 110.000 €

Rechnung:
50.000 € + 80.000 € – 110.000 € = 20.000 €

➡️ Liquidität sinkt – trotz möglicherweise gutem Gewinn.

Warum Liquiditätsplanung auch bei Gewinn wichtig ist

Viele Unternehmen verzichten auf Liquiditätsplanung, solange:

  • Umsätze steigen

  • Gewinne positiv sind

Das ist riskant.

Häufige Gründe für Liquiditätsprobleme trotz Gewinn

  • lange Zahlungsziele bei Kunden

  • hohe Vorfinanzierung von Aufträgen

  • Lageraufbau

  • Tilgungen, die nicht in der GuV erscheinen

 

Liquiditätsplanung macht diese Effekte frühzeitig sichtbar.

Typische Fehler bei der Liquiditätsplanung

  • Planung erfolgt nur einmal pro Jahr

  • Zahlen werden nicht aktualisiert

  • Liquidität wird mit Gewinn verwechselt

  • Szenarien werden nicht berücksichtigt

  • Planung erfolgt nur in Krisen

Eine wirksame Liquiditätsplanung ist regelmäßig, aktuell und realistisch.

Liquiditätsplanung und Controlling

Liquiditätsplanung ist ein zentrales Instrument des Controllings, weil sie:

  • Transparenz schafft

  • Entscheidungen absichert

  • Risiken sichtbar macht

  • Handlungsspielräume aufzeigt

Sie ergänzt:

  • Erfolgsplanung (GuV)

  • Budgetplanung

  • Forecasts

    Die einfache Möglichkeit, einen Budgetplan zu erstellen und regelmäßig in Forecasts zu aktualisieren, beschreibt diese Webseite: https://www.companyon.de/planung_einleitung

Die Liquiditätsplanung im Mittelstand

Gerade kleine und mittlere Unternehmen sind besonders betroffen, weil:

  • Reserven begrenzt sind

  • Zahlungsausfälle schneller wirken

  • Finanzierungsspielräume kleiner sind

Für den Mittelstand ist Liquiditätsplanung daher keine Option, sondern Pflicht.

Merksätze zur Liquiditätsplanung

  • Liquidität ist wichtiger als Gewinn

  • Ohne Liquiditätsplanung keine Steuerung

  • Liquidität entsteht nicht in der GuV

  • Engpässe kündigen sich früh an – wenn man hinschaut

Fazit: Was ist die Liquiditätsplanung?

Die Liquiditätsplanung sorgt dafür, dass Unternehmen handlungsfähig bleiben.
Sie zeigt nicht, wie erfolgreich ein Unternehmen ist – sondern ob es überlebt.

Unternehmen, die Liquidität aktiv planen:

  • erkennen Risiken früher

  • treffen bessere Entscheidungen

  • gewinnen Sicherheit und Kontrolle

Die Liquiditätsplanung ist damit ein zentrales Element moderner Unternehmensführung.

Häufige Fragen (FAQ)

Was ist das Ziel der Liquiditätsplanung?
Die Sicherstellung der jederzeitigen Zahlungsfähigkeit.

Wie unterscheidet sich die Liquiditätsplanung vom Cashflow?
Cashflow beschreibt vergangene Zahlungsströme, Liquiditätsplanung blickt in die Zukunft.

Wie oft sollte eine Liquiditätsplanung aktualisiert werden?
Mindestens monatlich, in dynamischen Phasen deutlich häufiger.