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Cashflow, Liquidität und Gewinn – die Unterschiede verständlich erklärt

Geschrieben von Claas Eimer | 29.12.2026

Cashflow, Liquidität und Gewinn – die Unterschiede verständlich erklärt

 

Kurzfassung 

  • Gewinn zeigt, ob ein Unternehmen wirtschaftlich erfolgreich ist – nicht, ob Geld verfügbar ist

  • Cashflow beschreibt tatsächliche Zahlungsströme in einem Zeitraum

  • Liquidität zeigt, ob ein Unternehmen aktuell und kurzfristig zahlungsfähig ist

  • Unternehmen können Gewinne erzielen und trotzdem in Liquiditätsprobleme geraten

  • Für eine fundierte Unternehmenssteuerung müssen alle drei Größen gemeinsam betrachtet werden

Warum werden Cashflow, Liquidität und Gewinn so oft verwechselt?

In der Praxis werden die Begriffe Cashflow, Liquidität und Gewinn häufig gleichgesetzt.
Der Grund: Alle drei haben mit Geld zu tun – beantworten aber unterschiedliche Fragen.

  • Gewinn: War unser Geschäft wirtschaftlich erfolgreich?

  • Cashflow: Wie haben sich unsere Zahlungsströme entwickelt?

  • Liquidität: Können wir unsere Rechnungen bezahlen?

Gerade im Mittelstand führen diese Unterschiede regelmäßig zu Fehlentscheidungen.

Gewinn: Der buchhalterische Erfolg

Was ist Gewinn?
Der Gewinn ergibt sich aus der Gewinn- und Verlustrechnung (GuV):

Gewinn = Erträge – Aufwendungen

Er zeigt, ob ein Unternehmen im betrachteten Zeitraum wirtschaftlich erfolgreich war.

Wichtige Eigenschaften des Gewinns

  • basiert auf Periodenabgrenzung

  • enthält auch nicht zahlungswirksame Posten

  • sagt nichts über den aktuellen Kontostand aus

Beispiel
Ein Unternehmen stellt im Dezember eine Rechnung über 100.000 €.
Der Umsatz erhöht den Gewinn im Dezember – das Geld fließt aber erst im Februar.

➡️ Gewinn vorhanden, Liquidität noch nicht.

Cashflow: Die Bewegung des Geldes

Was ist Cashflow?
Der Cashflow misst die tatsächlichen Ein- und Auszahlungen in einem Zeitraum.

Vereinfacht dargestellt beschreibt er, wie sich der Zahlungsmittelbestand verändert.
Je nach Methode wird er direkt aus Zahlungsströmen oder indirekt aus dem Gewinn abgeleitet.

Die wichtigsten Cashflow-Arten

Operativer Cashflow

  • Zahlungsströme aus dem Kerngeschäft

  • wichtigste Kennzahl für die nachhaltige Unternehmensleistung

Investitions-Cashflow

  • Auszahlungen für Investitionen

  • Einzahlungen aus dem Verkauf von Anlagevermögen

Finanzierungs-Cashflow

  • Kredite, Tilgungen, Einlagen, Ausschüttungen

Warum ist Cashflow so wichtig?

  • zeigt, ob das Geschäftsmodell tatsächlich Geld erzeugt

  • weniger beeinflussbar als der Gewinn

  • zentrale Kennzahl für Banken und Investoren

Liquidität: Die Zahlungsfähigkeit

Was ist Liquidität?
Liquidität beschreibt die Fähigkeit eines Unternehmens, seine Zahlungsverpflichtungen fristgerecht zu erfüllen.

Kurz gesagt:
Liquidität beantwortet die Frage, ob jetzt genug Geld verfügbar ist.

Liquidität ist kein Zeitraum, sondern ein Zustand

  • zeitpunktbezogen

  • abhängig von:

    • Kontostand

    • kurzfristig verfügbaren Mitteln

    • fälligen Verbindlichkeiten

Liquiditätskennzahlen

  • Liquidität 1., 2. und 3. Grades

In der Praxis entscheidender:

  • laufende Liquiditätsplanung

  • Liquiditätsvorschau über Wochen und Monate

Ein Beispiel zur Veranschaulichung:

Hier ein Schaubild (aus dem Companyon Webinar zur Budget- und Liquiditätsplanung), das den Effekt veranschaulicht: Trotz des hohen Projektgewinnes von 150.000 Euro gerät das Unternehmen aufgrund der notwendigen Vorfinanzierung und den Zahlungszielen für zwei Monate in eine negative Liquidität.

 

 

Der Unterschied auf einen Blick

Kennzahl Zentrale Frage Fokus
Gewinn Ist das Unternehmen wirtschaftlich erfolgreich? Ergebnis
Cashflow Fließt Geld ins Unternehmen? Bewegung
Liquidität Können Rechnungen bezahlt werden? Verfügbar-keit

Warum Unternehmen trotz Gewinn in Liquiditätsprobleme geraten

Typische Ursachen:

  • lange Zahlungsziele bei Kunden

  • hohe Lagerbestände

  • starkes Wachstum

  • Investitionen ohne Liquiditätsplanung

  • Kredittilgungen (nicht GuV-wirksam)

➡️ Der Gewinn steigt, die Liquidität sinkt.

Praxisbeispiel
Ein wachsendes Unternehmen erzielt steigende Umsätze und Gewinne.
Kunden zahlen nach 60 Tagen, Lieferanten nach 14 Tagen.

➡️ Die Liquidität verschlechtert sich trotz guter Zahlen.

Warum Gewinn allein keine gute Steuerungsgröße ist

Viele Entscheidungen werden auf Basis des Gewinns getroffen:

  • Investitionen

  • Einstellungen

  • Ausschüttungen

Ohne Cashflow- und Liquiditätsbetrachtung entsteht ein verzerrtes Bild.

Zusammenspiel von Gewinn, Cashflow und Liquidität

Eine solide Unternehmenssteuerung braucht alle drei Perspektiven:

  1. Gewinn – zeigt die Wirtschaftlichkeit

  2. Cashflow – zeigt die Zahlungswirksamkeit

  3. Liquidität – sichert die Handlungsfähigkeit

Typische Fehler in der Praxis

  • Liquidität wird nur überschlägig betrachtet

  • Cashflow wird mit Gewinn verwechselt

  • Planung beschränkt sich auf die GuV

  • Liquiditätsplanung erfolgt erst in Krisen

Merksätze für die Praxis

  • Gewinn ist kein Geld

  • Cashflow zeigt Bewegung, nicht Sicherheit

  • Liquidität entscheidet über das Überleben

Fazit

Cashflow, Liquidität und Gewinn sind keine Alternativen, sondern ergänzende Steuerungsgrößen.
Unternehmen, die nur auf den Gewinn schauen, riskieren, Liquiditätsprobleme zu spät zu erkennen.
Erst das Zusammenspiel aller drei Kennzahlen ermöglicht fundierte Entscheidungen.

Häufige Fragen (FAQ)

Ist Cashflow wichtiger als Gewinn?
Nein. Beide Kennzahlen erfüllen unterschiedliche Zwecke und sollten gemeinsam betrachtet werden.

Kann ein Unternehmen ohne Gewinn liquide sein?
Ja, kurzfristig – etwa durch Rücklagen oder Fremdfinanzierung.

Welche Kennzahl ist für Geschäftsführer am wichtigsten?
Kurzfristig ist Liquidität entscheidend, langfristig das Zusammenspiel aller drei Größen.